Beim Verlegen und Abschliefen von Industrieparkett ist viel Erfahrung notwendig, wenn der Parkettboden eine lange Lebensdauer haben, und dauerhaft schön bleiben soll. Bei diesem Auftrag unserer Firma für eine Parkettrenovierung in München Ost haben wir leider einiges an „Baupfusch“ vorgefunden – und natürlich wieder in Ordnung gebracht.
Starten wir zunächst mit einer Begriffsbestimmung in dieses neue Referenzprojekt und sehen uns dann an, wie wir das Abschleifen und Versiegeln dieses Parketts vorbereitet haben.
Was ist Industrieparkett?
Wie der Name schon sagt, kommt diese Art von Parkett ursprünglich aus der industriellen Anwendung und zwar daher, dass auf einem solchen Hochkantlamellenparkett in Werks- und Produktionshallen schwere Industriemaschinen gut aufgestellt, sicher und relativ vibrationsarm auf dem Boden verankert werden konnten.
Technisch gesehen ist Industrieparkett (in der heutigen Zeit) eigentlich Abfall. Das ist nicht böse gemeint. Bei der Herstellung von Mosaikparkett, auch unter der Bezeichnung Stäbchenparkett bekannt, werden immer einzelne Holzstäbe, also Lamellen, produziert, deren Struktur, Abmessungen oder Maserungsbild den Mindestanforderungen an Qualität und/oder Optik nicht genügen. Statt diese Hölzer einfach wegzuwerfen, zu verheizen oder zu Spänen zu verarbeiten, kam die Parkett-Industrie irgendwann auf eine ziemlich schlaue (und irgendwie auch nachhaltige) Idee:
Wir legen diese Parkett-Stäbchen nicht mehr flach auf den Boden, sondern drehen sie einfach hochkant, nennen das Ganze dann Hochkantlamellenparkett, und können den “Abfall” trotzdem noch irgendwie als Parkettboden verkaufen. Damit war das “moderne” Industrieparkett geboren bzw. wiedergeboren.
Was sind die Vorteile und Nachteile von Industrieparkett?
Industrieparkett hat durchaus seine Vorteile. Ein typisches Mosaikparkett, also die flach liegende Klötzchen-Parkett Variante, die im Würfelverband, im Englischem Verband oder auch parallel verlegt wird, hat normalerweise als Massivholz eine Dicke von acht Millimetern. Die „Nutzschicht“ liegt damit bei ca. 4,5 Millimetern (denn es ist natürlich auch nicht möglich, dieses Holz bis auf die letzten Millimeter abzuschleifen; auf irgendwas muss man ja noch über den Boden laufen). Die Nutzschicht ist aber trotzdem höher, als bei den meisten Sorten von Zweischicht- und Dreischichtparkett, welches heute verkauft wird. Auch die Aufbauhöhe ist sehr gering und reicht an die von Laminat heran.
Je öfter man einen Boden durch einen Parkettschliff in München (oder anderswo) wieder aufbereitet, desto mehr Holz wird logischerweise abgetragen. Bei jedem Schleifen des Parketts ca. 0,5 bis zu einem Millimeter.
Man kann sich also selbst ausrechnen, dass das Parkett irgendwann “fertig” ist und ausgewechselt werden muss. Beim Industrieparkett hat man diese Sorgen meist zu Lebzeiten nicht. Dadurch, dass beim Industrieparkett die Lamellen hochkant liegen, ergibt sich eine Gesamt-Parkettdicke von satten 22,8 Millimetern und man kann hier von einer “Nutzschicht” von wenigstens 10-12 Millimetern ausgehen. So ein Mosaik-Boden könnte also ohne Probleme 50 Jahre lang liegen und nach dem vorläufig letzten Abschleifen und Versiegeln immer noch top aussehen. Unabhängig davon ist Industrieparkett in der Regel etwas billiger als normales Mosaikparkett – nicht die Verlegung, aber der Preis für die eigentlichen Hochkantlamellen.
Bedingt durch den Umstand, dass beim Industrieparkett die Seitenflanken der Mosaik-Stäbchen jetzt oben liegen und diese auch viel härter sind, als bei einem flachen Verbau, ist Industrieparkett extrem strapazierfähig. Es ist bestens geeignet für den gewerblichen Bereich, für eine Parkettverlegung z.B. in Schulen und Kindergärten oder auch Ladenflächen. Wenn Sie möchten, dann können Sie auf so einem Boden problemlos ein Klavier durch die Räume rollen, oder sogar mit einem Gabelstapler darüberfahren, ohne dass dies dem Parkettholz besonders viel ausmachen würde. Durch die Verlegung von Hochlamellen-Parkett ergeben sich allerdings auch zwei mögliche Nachteile:
Erstens: In zu kleinen Räumen im privaten Wohnbereich wirkt ein Industrie-Parkett optisch möglicherweise zu unruhig. Je größer die Parkettfläche ist, desto „leichter“ wird so ein Industrieboden aus optischer Sicht. Ein kleiner Raum wirkt aber aus Sichthöhe eher, als hätte jemand den Boden mit sehr vielen Streichhölzern beklebt. Ist Geschmackssache.
Zweitens: Wenn am Untergrund gespart, oder beim Verlegen von Industrieparkett bei der Verklebung nicht wirklich extrem sorgfältig gearbeitet wird, dann haben sie mit so einem Parkettboden nichts als Ärger und bald eine Dauerbaustelle zu Hause.
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Parkett Schleifen in München mit kleinen Hindernissen: Das Problem mit der Sinterschicht
Im Sommer 2020 bekamen wir als Bodenleger einen Auftrag für Parkettrenovierung im Münchner Stadtteil Berg am Laim bzw. München Echarding, unweit der U-Bahnhaltestelle Michaelibad. Dort sollten 48 m² Ahorn Industrieparkett in einem Wohnzimmer und einen angrenzenden Musikzimmer fürs Klavier abgeschliffen und versiegelt werden.
An diesem Parkett waren schon mal kleine Reparaturen vorgenommen worden: Lose Stäbe wurden angebohrt, mit Kleber hinterfüllt und die Bohrlöcher wieder mit Möbelwachs geschlossen. Bei Hohlstellen im Parkett kann man diese Technik gut anwenden, wenn man weiß, was man tut. Bei diesem Industrieboden war dies aber ein „Fass ohne Boden“, weil ein anderes Problem vorlag, was sich mit diesem Verfahren nur schwer oder gar nicht lösen lässt.
Der Boden war ursprünglich mit Lack versiegelt worden und schon auf den ersten Blick eigentlich von der Oberfläche her in keinem guten Zustand mehr. Als wir die Baustelle eingerichtet haben, fanden wir jede Menge kleiner blauer Haftfähnchen vor, die vom Hausbesitzer und seiner Frau auf den Boden geklebt worden waren. Der Grund: eine ganze Reihe der Ahorn Parkettstäbchen hatten sich im Lauf der Jahre bereits vom Untergrund gelöst und steckten nur noch lose im Rest der Parkettfläche. Dabei war das Haus ein Neubau. Auch der Lack war an vielen Stellen aufgesprungen.
Teilweise waren ganze Pakete von acht oder neun Stäbchen nebeneinander locker und das Industrieparkett hatte sich verzogen und verformt. Was war hier passiert? Der Ausbau der ersten Ahorn-Stäbchen brachte dann Licht ins Dunkel.
Wenn bei einem Haus oder einer Wohnung im Rohbau ein Beton-Estrich verlegt wird, dann wird dieser erdfeucht auf einer Dämmung aus Styrodur ausgebracht und möglichst glatt und eben abgezogen. Sobald der Estrich trocknet, setzt sich der feste Anteil dieser Betonmischung. Weil nach unten und zur Seite (denn dort liegt eine Kunststoff-Folie) keine Feuchtigkeit entweichen kann, schwimmt das Wasser aus dem Estrich ein wenig auf, und setzt sich an der Oberfläche ab. Auch durch das Abziehen wird quasi aus dem noch feuchten Estrich Wasser an die Oberfläche gedrückt.
Auf der Oberseite des Estrichs bildet sich beim Abtrocknen dann so etwas wie eine „Salzkruste“ aus Beton, die keine Tragfähigkeit hat und nur so tut, als wäre sie fest. In Wirklichkeit kann die aber gar nichts und krümelt bei der erstbesten Belastung ab. Das Fachwort dafür ist Sinterschicht.
Unbedarfte Bodenleger machen da dann, im Prinzip alles nach Vorschrift, eine Grundierung drauf, lassen das trocknen, verkleben den Parkettboden, schleifen das Parkett, versiegeln alles mit Lack oder Öl und sind nach 5 Jahren aus der Gewährleistung. Kann gutgehen – muss aber nicht.
Parkettholz arbeitet. Es wird mal wärmer, mal kälter, dehnt sich aus, zieht sich zusammen, liegt vielleicht auch auf einer Fußbodenheizung, quillt ein wenig auf und schrumpft wieder, je nach Luftfeuchtigkeit. Diese Bewegung wird an den Parkettkleber weitergegeben. Dem macht das zunächst nicht viel, denn er härtet (wenn man beim Verlegen von Parkett den richtigen Klebstoff verwendet) zähelastisch aus.
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Vor
Der Klebstoff hängt also in und an der “Beton-Salzkruste”, der schon beschriebenen Sinterschicht. Werden die Bewegungen des Parketts zu stark oder fängt der Klebstoff irgendwann im Laufe seiner Lebensdauer an, auszuhärten, dann bricht die Sinterschicht einfach vom eigentlichen Estrich ab. Sie kann die Bewegung vom Holz (und schon gar nicht von Ahornparkett) nicht mehr mitmachen, egal wie gut der Parkett-Klebstoff ist und egal, wieviel davon aufgetragen wurde. Im Ergebnis wird der Parkettstab lose. Wenn das auf einem Parkettboden passiert, dann stehen solche Mosaikstäbchen gerne mal aus der Fläche heraus und das bringt weitere Probleme mit sich. Die Lackdecke reißt auf, beim Wischen dringt Wasser ein, das Holz arbeitet noch mehr und aus reiner Solidarität lösen sich dann meist benachbarte Teile des Parkettbodens ebenfalls vom Untergrund ab.
Eiche Mosaik Parkett wird zusätzlich auch noch schwarz, wenn Wasser ins Holz eindringt. Ahorn verzieht sich richtig heftig, und Buche Mosaik fängt an zu „schüsseln“ und verbiegt sich nach Herzenslust.
Wenn wir in München einen Mosaikboden renovieren, dann ist es ganz normal, dass einige Stäbchen lose auf dem Estrich liegen, oder auch beim Parkett abschleifen durch die schwere Parkettschleifmaschine losgerüttelt werden. Bei diesem Parkettschliff in Berg am Laim mussten wir aber erst mal einen dreiviertel Tag lang lose und verbogene Ahorn Stäbchen aus dem Industrieparkett herauslösen und wieder durch neues Originalparkett ersetzen.
Was war hier passiert? Statt die, wie oben schon ausgeführt, nicht tragfähige Sinterschicht vor der Verlegung des Holzfußbodens gefälligst abzuschleifen, und erst dann mit der Verlegung von Industrieparkett zu beginnen, wurde das Parkett einfach auf den rohen Estrich geklebt. Macht man nicht, weil: Geht in die Hose.
Auf den Bildern der Parkettschäden oben kann man sehr schön sehen, dass sich der Parkettklebstoff mit der Sinterschicht gut verbunden hat und immer noch an der Unterseite der einzelnen Stäbchen des Industrieparketts hängt. Das ganze Paket ist dann aber abgeplatzt und hat sich vom Untergrund gelöst.
Die Hochlamelle reagiert auf nicht fachgerechte Untergrundvorbereitung natürlich noch viel empfindlicher, weil jeder Mosaikstab nur 8 mm breit ist, und damit die Klebeauflage entsprechend schmäler ausfällt, als bei einer Verlegung von normalem Mosaik-Parkett. Im Laufe des ersten Arbeitstags wurden alle losen Parkettstäbchen entfernt und mit PU Kleber oder Parkettklebstoff wieder eingesetzt. Der Hausbesitzer hatte glücklicherweise noch Original-Parkett eingelagert. Selbst wenn mal kein Mosaik-Parkett als Ersatz zur Hand ist, können wir so etwas aber innerhalb weniger Tage von unseren Lieferanten beschaffen.
Während und nach dem Schleifen des Parketts zeigte sich der Ahorn-Boden zunächst in einem sehr hellen, unscheinbaren, und etwas milchig-gelbem Farbton. Nach dem Versiegeln des Industrieparketts mit Hartwachsöl wurde das Holz aber durch das Öl bei diesem Parkettfinish unglaublich schön angefeuert, und bekam einen wunderbaren, bernsteinfarbenen Glanz. Absolut kein Vergleich mehr zur Ursprungsfarbe unter dem alten Lack, und der Kunde war sehr zufrieden mit unserer Leistung und seinem geschliffenen Industrieparkett im neuen Look.
Nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf, wenn Sie Fragen haben zum Abschleifen und Versiegeln von Industrieparkett in München.
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